Symptome und Co-Erkrankungen der Zöliakie:
Die Zöliakie hat so viele Erscheinungsbilder, dass sie auch das „Chamäleon der Gastroenterologie“ genannt wird. Durch die unspezifischen Symptome wird die Diagnose Zöliakie spät oder manchmal auch gar nicht gestellt.
Die Symptome der klassischen Zöliakie beginnen meist zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr.
Krankheitszeichen bei Kindern und Erwachsenen sind:
- Blähbauch (mit bei Kleinkindern gleichzeitig dünnen Ärmchen und Beinchen sowie Falten am Po)
- Durchfälle oder Fettstühle (voluminöser, lehmfarbener Stuhl),
- Bauchschmerzen,
- Appetitlosigkeit,
- Gewichtsverlust,
- Muskelschwäche,
- Verhaltensveränderungen (im Kindesalter insbesondere Weinerlichkeit).
Bei Kindern weist insbesondere ein eklatanter Eisenmangel häufig auf eine Zöliakie hin, sowie eine Gedeihstörung.
Inzwischen hat sich das Erscheinungsbild der Zöliakie aber verändert. Die typische Form des Kleinkindes ist nicht mehr die, die Ärzte am häufigsten beobachten. Noch öfter beschreiben sie:
- Verdauungsstörungen,
- Bauchschmerzen,
- Blähungen,
- Wechsel der Stuhlgewohnheiten,
- Schlaflosigkeit,
- Müdigkeit,
- Depressionen,
- Hämatome,
- Ödeme,
- Anämie,
- Osteoporose,
- Zahnschmelzveränderungen,
- Unangenehmes Kribbeln in Händen oder Füßen, schmerzhafte Missempfindungen oder Taubheitsgefühle.
Manchmal liefert auch das Blutbild die einzigen Hinweise, etwa eine leichte Transaminasenerhöhung oder eine Funktionsstörung der Schilddrüse. Die Zahl derjenigen Patienten sinkt, bei denen die Zöliakie infolge von Beschwerden des Verdauungstraktes diagnostiziert wird. Dahingegen steigt die Zahl der Patienten, deren Zöliakie im Rahmen von Screenings von Risikogruppen erkannt wird. Zu den Risikogruppen gehören Patienten mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenfehlfunktionen, sowie Angehörige von Zöliakern.
Zöliakie (auch: Glutenunverträglichkeit) hat eine starke genetische Komponente
Hat ein Familienmitglied eine diagnostizierte Zöliakie, sollten zumindest Verwandte 1. Grades (Eltern, Kinder), eventuell auch Verwandte 2. Grades (Geschwister, Großeltern, Enkel) einen Bluttest auf Transglutaminase-Antikörper durchführen lassen. Bei solchen Familienscreenings entdecken Ärzte immer wieder beschwerdefreie Zöliakie-Betroffene.
Auch in diesem Fall sollten Patienten eine strikt glutenfreie Ernährung einhalten. Denn mit einer Zöliakie geht immer ein erhöhtes Risiko für andere Krankheiten einher, beispielsweise:
- Laktoseintoleranz
- Fructosemalabsorption
- Histaminintoleranz
- Nahrungsmittelallergien
- bakterielle Fehlbesiedelungen des Dünndarms,
- Reizdarmsyndrom,
- Entzündungen des Dickdarms,
- Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1, Morbus Basedow (Schilddrüsenüberfunktion), Hashimoto-Thyreoiditis (Schilddrüsenunterfunktion), Morbus Crohn (eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung).
Strenger Verzicht auf Gluten minimiert die Risiken der Co- und Folge-Erkrankungen.
In den meisten Fällen ist der Dünndarm Zöliakie-Kranker zum Zeitpunkt der Diagnose stark geschädigt. Dies kann vorübergehende weitere Unverträglichkeiten mit sich bringen. Am häufigsten ist die Laktose-Unverträglichkeit und die Fructosemalabsorption. Die vorübergehenden Unverträglichkeiten haben zwei Ursachen. Erstens ist die geschädigte Darmwand nicht in der Lage, Enzyme und Transportmoleküle in ausreichendem Maß herzustellen. Zweitens spielt die verkleinerte Darmoberfläche eine Rolle: Im gesunden Zustand hat der Dünndarm eine enorm große Oberfläche. Sogenannte Darmzotten ragen wie Finger in ihn hinein. Die Zotten wiederum sind von sogenannten Mikrovili besetzt, Ausstülpungen der Zellmembran, was die Darmoberfläche weiter vergrößert. Über diese große Oberfläche gelangen Nährstoffe aus dem Darm in die Blutbahn. Bei einer Darmentzündung bilden sich die Mikrovili, schlimmstenfalls gar die Zotten, zurück - die Oberfläche des Dünndarms ist damit drastisch verkleinert. Über die kleinere Fläche kann der Körper weniger Stoffe über die Darmwand aufnehmen.
Heilungschancen bei Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
In den allermeisten Fällen müssen Betroffene ihre Ernährung nur in der Anfangszeit auf laktosefrei und fructosearm umstellen. Hatte der Darm Zeit zur Regeneration, vertragen die meisten Patienten Milchprodukte und fructosehaltige Lebensmittel wieder. Die Glutenunverträglichkeit dagen bleibt lebenslang bestehen: Zöliakie ist eine nicht heilbare Autoimmunerkrankung.
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Was ist Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)?